Marcel Dettmann – Conducted

Von mancher Art Platte gibt es zu viele und vor allem zu viele mittelmäßige. Singer/Songwriter-Alben gehören bei den Gitarren-Genres dazu, und auf der elektronischen Seite finden sich einfach viel zu viele Compilations, Mix-CDs und Remix-Alben, deren Inhalt schnell vergessen wird. So schwierig es jeweils ist, die Perlen ausfindig zu machen, umso mehr freut es, wenn einmal mehr eine solche auftaucht. Marcel Dettmanns „Conducted“-Compilation für Music Man Records gehört definitiv zu diesen Schmuckstücken. Dies liegt, um es vorweg zu nehmen, nicht zuletzt am Verzicht auf zu Offensichtliches.

Dettmann präsentiert hier weitgehend das, was man stilistisch von seinem letztjährigen Album hätte erwarten können und was er zum Teil schuldig blieb. Einerseits baut er mit dem atmosphärischen Flirren von Sandwell Districts „Immolare“ und dem dumpfen Vibrieren und Pochen in Signals „Wismut“ effektiv die Stimmung auf, andererseits aber ziehen Signals Tempovariationen auch direkt in den Bann dieses Mixes, setzen die Szene und das Tempo für eine zumeist technoid-minimale und nur in wenigen wirkungsvollen Augenblicken melodisch-housige CD. Die repetitive Monotonie des präsentierten minimalen Technos glänzt in ihrer hypnotischen Qualität und in der traumwandlerischen Sicherheit, in der die vertretenen Tracks Akzente setzen und Spannung erzeugen. Von Signal geht es über Roman Lindau und Mono Junk voller technoider Perfektion hin zu Reel By Reals „Sundog“, dessen Beats, reduziert glasklare Harmonie-Elemente und vereinzelte Vokal-Samples auf Bluemoon Productions „Night“ vorbereiten. Dessen schwüle House-Klänge bildet die emotionale Katharsis vom vorherigen Minimalismus. Latent funkig geht es weiter.

Von Vrils „V3“ über Milton Bradleys „Don’t Phonk“ bis „El Mar“ von Silent Servant erstreckt sich dann die Plateauphase der Compilation, aus deren schwerer, erdrückender Tiefe immer wieder pumpende Beats heraussteigen. Dies greift Dettmann später mit Answer Code Requests „ACR 01“ wieder auf. Vorher aber lassen Morphosis und Redshape leichtere Töne anklingen, die Sheds „Hello Bleep!“ zwar aufgreift, aber gleichzeitig mit einer subtilen Dunkelheit versieht. Während O/V/R im Ben Klock Mix und FBK vornehmlich die Stimmung halten, um Sheds „44A“ zum Abschluss glänzen zu lassen, ist es Cheeba Starks magisches „GoGo Bop“, für das allein sich Dettmanns „Conducted“ lohnt. Hier erklingt elektronische Musik in Perfektion voller Magie, Atmosphäre und dem Potential zu funktionaler Ekstase.

Vom atmosphärischen Start bis zu Sheds Hymne auf Hard Wax ist diese Compilation kaum weniger als perfekt. Ein kontinuierlicher Bogen zieht in seinen Bann und jedes Stück glänzt in seinen Eigenheiten. Dettmann präsentiert eine Zusammenstellung musikalischer Kleinode von einem Musikliebhaber für Liebhaber elektronischer, minimaler Tracks.